Entstehung
Idee
In den 1970er-Jahren wollte Bill Joy eine Programmiersprache schaffen, die alle Vorteile von MESA und C vereinigen sollte. Diesen Wunsch konnte sich Joy, Mitbegründer von Sun Microsystems, zunächst nicht erfüllen, und erst Anfang der 1990er-Jahre beschrieb er in dem Artikel »Further«, wie eine neue objektorientierte Sprache aussehen könnte; sie sollte in den Grundzügen auf C++ aufbauen. Erst später wurde ihm bewusst, dass C++ als Basissprache ungeeignet und für große Programme unhandlich ist.
Zu jener Zeit arbeitete James Gosling am SGML-Editor Imagination. Er entwickelte in C++ und war mit dieser Sprache ebenfalls nicht zufrieden. Aus diesem Unmut heraus entstand die neue Sprache Oak. Der Name fiel Gosling ein, als er aus dem Fenster seines Arbeitsraums schaute – und eine Eiche erblickte (engl. oak), doch vielleicht ist das nur eine Legende, denn Oak steht auch für Object Application Kernel. [1]
Green Project
Patrick Naughton startete im Dezember 1990 das Green-Projekt, in das Gosling und Mike Sheridan involviert waren. Die Idee hinter diesem Projekt war, Software für interaktives Fernsehen und andere Geräte der Konsumelektronik zu entwickeln. Bestandteile dieses Projekts waren das Betriebssystem Green-OS, Goslings Interpreter Oak und einige Hardwarekomponenten. Joy zeigte den Mitgliedern des Green-Projekts seinen Further-Aufsatz und begann mit der Implementierung einer grafischen Benutzeroberfläche. Gosling schrieb den Original-Compiler in C, und anschließend entwarfen Naughton, Gosling und Sheridan den Runtime-Interpreter ebenfalls in C – die Sprache C++ kam nie zum Einsatz. Oak führte die ersten Programme im August 1991 aus. So entwickelte das Green-Dream-Team ein Gerät mit der Bezeichnung *7 (Star Seven), das es im Herbst 1992 intern vorstellte. Der ehemalige Sun-Chef Scott McNealy (der nach der Übernahme von Oracle im Januar 2010 das Unternehmen verließ) war von *7 beeindruckt, und aus dem Team wurde im November die Firma First Person, Inc. [1:1]
Aus Oak wird Java
Anfang 1993 hörte das Team, dass Time Warner ein System für Set-Top-Boxen suchte. (Set-Top-Boxen sind elektronische Geräte für Endbenutzer, die etwa an einen Fernseher angeschlossen werden.) First Person richtete den Blick vom Consumer-Markt auf die Set-Top-Boxen. Leider zeigte sich Time Warner später nicht mehr interessiert. Nach vielen Richtungswechseln konzentrierte sich die Entwicklung auf das World Wide Web.
Die Programmiersprache sollte Programmcode über das Netzwerk empfangen können, und fehlerhafte Programme sollten keinen Schaden anrichten. Damit konnten die meisten Konzepte aus C(++) schon abgehakt werden – Zugriffe über ungültige Zeiger, die wild den Speicher beschreiben, sind ein Beispiel. Die Mitglieder des ursprünglichen Projektteams erkannten, dass Oak alle Eigenschaften aufwies, die nötig waren, um es im Web einzusetzen – perfekt, obwohl es ursprünglich für einen ganz anderen Zweck entwickelt worden war.
Die Sprache Oak erhielt 1994 den Namen Java, da der Name Oak von Oak Technology schon angemeldet war. Nach der Überlieferung fiel die Entscheidung für den Namen Java in einem Coffeeshop.
In Java führte Patrick Naughton den Prototyp des Browsers WebRunner vor, der an einem Wochenende entstanden sein soll. Nach geringfügiger Überarbeitung durch Jonathan Payne wurde der Browser HotJava getauft und im Mai auf der SunWorld ’95 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Zunächst konnten sich nur wenige Anwender mit HotJava anfreunden. So war es ein großes Glück, dass Netscape sich entschied, die Java-Technologie zu lizenzieren. Sie wurde in der Version 2.0 des Netscape Navigators implementiert. Der Navigator kam im Dezember 1995 auf den Markt. Am 23. Januar 1996 wurde das JDK 1.0 freigegeben, das den Programmierern die erste Möglichkeit gab, Java-Applikationen und Web-Applets (Applet: »A Mini Application«) zu programmieren. Kurz vor der Fertigstellung des JDK 1.0 gründeten die verbliebenen Mitglieder des Green-Teams die Firma JavaSoft. [1:2]
Übernahme durch Oracle
Java wurde ursprünglich von Sun Microsystems entwickelt, einem Unternehmen mit langer Tradition im Bereich Betriebssysteme und Hardware. Sun Microsystems ging es als Unternehmen nie so wirklich gut. Bekannt und respektiert für seine Produkte, fehlte es Sun am Geschick, aus den Produkten und Services Bares zu machen. 2008/2009 häufte sich ein Verlust von 2,2 Milliarden US-Dollar an, was im März 2009 zu Übernahmefantasien seitens IBM führte.
Letztendlich schlug einen Monat später die Oracle Corporation zu und übernahm Sun Microsystems für 7,4 Milliarden Dollar, zusammen mit allen Rechten und Patenten für Java, MySQL, Solaris, OpenOffice, VirtualBox und allen anderen Produkten. [1:3]